Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 134. Band, (Jahrgang 1896)

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VI. Abhandlung: Hillebrand. 
Er will also für das Kriterium einer legitimen Hypothese (An 
wendbarkeit der Differenzmethode) selbst noch weitere Kriterien 
gewinnen (wenn nicht hinreichende, dürfen wir dazusetzen, 
so doch nothwendige). Da der nun folgende Schritt für den 
Standpunkt, welchen Mill in der Hypothesenlehre einnimmt, 
von entscheidender Bedeutung ist, will ich, statt zu referiren, 
lieber unserem Autor selbst das Wort lassen. Nachdem er da 
von gesprochen, dass wir nur durch die Differenzmethode die 
Gewissheit erlangen können, dass gerade das supponirte Anti- 
cedens und kein anderes der Verification theilhaftig werden 
könne, fährt er folgendermassen fort: 
,Nun scheint es mir, dass wir diese Gewissheit nicht er 
langen können, sobald die in der Hypothese angenommene Ur 
sache eine unbekannte Ursache ist, die wir nur ersinnen, um 
a zu erklären. Wenn wir blos das genaue Gesetz einer bereits 
ermittelten Ursache zu bestimmen oder das besondere Agens, 
welches in Wahrheit die Ursache ist, unter verschiedenen Agen- 
tien derselben Art heraus zu erkennen suchen, von denen wir 
bereits wissen, dass eines oder das andere die Ursache ist, 
dann können wir die negative Instanz gewinnen. Eine Unter 
suchung, welcher von den Körpern des Sonnensystems durch 
seine Anziehung irgend eine besondere Unregelmässigkeit in 
der Bahn oder der Umlaufszeit eines Trabanten oder Kometen 
verursacht, wäre ein Fall der zweiten Art. Die Untersuchung 
Newton’s war einer der ersten Art. Hätte man nicht schon 
vorher gewusst, dass Planeten durch irgend eine Kraft, die 
gegen das Innere ihrer Bahn hinstrebt, daran gehindert werden, 
sich in geraden Linien zu bewegen, wenngleich die genaue 
Richtung zweifelhaft war, oder hätte man nicht schon gewusst, 
dass diese Kraft in einem oder dem anderen Verhältniss zu 
nimmt, sobald die Entfernung abnimmt, und abnimmt, sobald 
diese zunimmt, so würde Newton’s Beweis nicht schlusskräftig 
gewesen sein. Da jedoch diese Tha.tsachen schon feststanden, 
so war der Kreis zulässiger Annahmen auf die verschiedenen 
möglichen Richtungen einer Linie und die verschiedenen mög 
lichen Zahlenverhältnisse zwischen den Variationen der Ent 
fernung und den Variationen der Anziehungskraft beschränkt; nun 
war es hei diesen ein Leichtes, darzuthun, dass verschiedene Vor 
aussetzungen nicht zu identischen Ergebnissen führen könnten.'
	        
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