Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 126. Band, (Jahrgang 1892)

Beiträge zur Chronologie der Briefe des Papstes Hormisda. 
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sandtschaft nach Byzanz gebeten. 1 In der That geht denn 
auch, wohl noch im Januar 519, eine Gesandtschaft bestehend 
aus den Bischöfen Germanus und Johannes, dem Presbyter 
Blandus sowie den Diakonen Felix und Dioscorus, mit Instruction 
und reichlichen Briefen versehen nach dem Orient ab; aber 
auch Gratus wird mit Antwortschreiben an seine Auftraggeber 
zurückgesandt. Es sind n. 46-48 und 50—58, die hier in 
Betracht kommen. Wie sind diese zu sondern? Welche über 
brachte die Gesandtschaft, welche Gratus? 
Vorwegzunehmen ist da zunächst, dass Langen’s Annahme 
(S. 269), Gratus habe die Legaten begleitet, schlechterdings 
unmöglich ist. Von anderen Erwägungen 2 abgesehen, ergibt 
sich dies schon daraus, dass drei Tage nach der am 25. März 
(secunda ferici hebdomadae maioris heisst es in n. 64, Thiel, 
p. 857) erfolgten Ankunft der Gesandten in Byzanz Bischof 
Johannes von Constantinopel das Schriftstück, in dem er den 
Libellus fidei unterzeichnet (n. 61), mit den Worten beginnt; 
Redditis mihi litteris vestrae sanctitatis . . per Gratwn clarissimum 
comitem et nunc per Germanum et Ioliannem reverentissimos 
episcopos et Felicem et Dioscorum sanctissimos diaconos et Blandum 
presbyterum laetatus sum etc., aus denen deutlich hervorgeht, dass 
zwischen dem Empfang beider Briefe und also auch zwischen 
dem Eintreffen einerseits des Gratus, andererseits der Gesandt 
schaft eine gewisse Zwischenzeit verstrichen war. 3 
1 Justinian hatte sogar die feste Erwartung ausgesprochen, Hormisda 
werde selbst nach Constantinopel kommen, und hinzugefügt (Tliiel 
p. 834), dass auch der Kaiser in seinem Schreiben dieser Erwartung 
Ausdruck verleihe. Letzteres ist nicht der Fall. Vielleicht hatte Justin 
zeitweilig diesen Wunsch gehabt, ihn aber kluger Weise im letzten 
Augenblicke doch unausgesprochen gelassen. 
2 Hie Gesandtschaft sollte, wie aus ihrer Instruction (n. 49) hervorgeht 
und wie es dann auch in Wirklichkeit geschah, ihre Thätigkeit nicht 
erst in Constantinopel sondern schon vorher bei denjenigen orientalischen 
Bischöfen beginnen, durch deren Gebiet der Weg sie führte. Um so 
mehr musste es dem Papste, wenn er überhaupt bei Absendung des 
Gratus auch schon zur Entsendung der Gesandtschaft entschlossen war, 
daran gelegen sein, dass Gratus mit seinen Antworten möglichst ohne 
jeden Verzug nach Constantinopel zurückkehrte. 
3 Die Nachricht des Lib. Pontif. LIV, 5, p. 270 Duch.: cum gloria et laudem 
ingressi (sc. legati) u n a cum Grato inlustrem. qui suscejpti sunt a 
Iustino orthodoxo Augualo cum gloria beruht also auf einem Irrthume. 
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