Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 124. Band, (Jahrgang 1891)

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I. Abhandlung: Loewy. 
Allein über das erfahrungsmässig zu Erfassende drängt 
die Forscbungsbegierde hinaus, indem sie von dem Standpunkte 
der sichergestellten Beobachtungen noch zu Annahmen treibt, 
welche im Sinne und nach Analogie der Erfahrung diese zu 
erweitern bestimmt sind. Solche Annahmen nun bilden ein 
eigenes Gebiet der Möglichkeiten aussinnenden Einbildungs- 
ki’aft, die sich in eine Welt der freien Vermuthung verliert. 
Man hat dieses Gebiet mit zutreffendem Ausdruck als Meta 
physik bezeichnet; es ist das Feld der Speculation. 
Die mangels gegebener Beobachtung erst angenommene 
Voraussetzung also, mit welcher die Speculation jedoch bereits 
als einer Thatsache und der Grundlage ihrer Weiterführung 
über die Erfahrung hinaus gerechnet hat, ist folgende: es 
lässt sich bewähren, dass am Orte des vorausgesetzten Be 
wusstseins ein Bild gleich dem äusseren Urbilde nicht aufzu- 
finden ist. 
Diese Beobachtung soll mit der durch die Erfahrung 
aufgedrängten Voraussetzung übereingestimmt werden, dass 
ein Bild gleich dem Urbild daselbst gegeben sei. Es ist also 
begreiflich zu machen, wie das Bild diesem Orte zugehöre. 
Und zwar sind nun zwei Gruppen speculativer Annahmen 
vorhanden. Es könnte jetzt vorausgesetzt werden, entweder, 
dass das Bewusstseinsbild am sichtbaren Orte in einem dem 
Urbilde nicht gleichen sichtbaren Ortsinhalte, also etwa einem 
Nervencentrum, sichtbar, doch nicht zu sehen, vorhanden sei, 
als ein Bild gleich dem Urbilde; oder dass es als sichtbares 
Abbild, aber nicht an das sichtbare des Nervenapparats ge 
bunden, sondern gänzlich ausserhalb (des in Inhalten gegebenen 
Sichtbaren sich befinde, etwa in einem Geist oder einer jen 
seits des Sichtbaren befindlichen Welt. 
Diese zweite Annahme enthält selbst zwei Möglichkeiten. 
In beiden Fällen dieser letzteren Annahme jedoch wäre 
das Bewusstseinsbild nicht nur der Beobachtung entrückt, 
sondern es stünde zu dem beobachtbaren sichtbaren Orte des 
vorausgesetzten Sichtbaren als dieses Sichtbare in einer uner 
kennbaren Beziehung. 
Diese speculative Annahme setzt sonach an die Stelle 
der Unwissenheit, wie das vorausgesetzte Abbild am Orte des 
Sichtbaren gegeben sei, die Erklärung, dass es gegeben sei,
	        
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