42 V. Abli.: Brandt. Uetier d. dual. Zusätze etc. III. Ueber d. Leben d. Lactantius.
verbergen, habe er jenen beiden Stellen eine solche Fassung gegeben, als
befände sich der Schriftsteller jetzt nicht mehr in Bithynien, sondern an
derswo. Allein ich muss diese Deutung des geschätzten Gelehrten für völlig
unmöglich halten. Wir sahen, wie behutsam Laetanz in dem wirklich in
Nicomedien verfassten Buche De opificio dei sich ausdrückt, um sich nicht
als Christen zu verrathen (S. 27), umgekehrt zeigen die Institutionen nicht
das Mindeste von einer solchen Vorsicht, im Gegentheil, Laetanz spricht
ganz offen von seinem früheren Lehramt 11,8. V 2, 2, er nennt den Freund
Asclepiades, den Schüler Demetrianus (S. 26): dies hätte er nie und nimmer
gethan, wenn er, und gar aus Furcht vor der Verfolgung, seine Persönlich
keit oder seinen Aufenthalt hätte in Dunkel hüllen wollen. Jede Versteckt
heit liegt den Institutionen völlig ferne, in den Anfangsworten der Epitome
aber blickt er auf die Institutionen in einer Weise zurück, mit der man es
nicht vereinen kann, dass er sie aus einem Versteck heraus, ohne sich als
Verfasser derselben zu bekennen, in die Welt gesandt haben sollte. Vollends
enthält das ganze Werk auch nicht das geringste Anzeichen dafür, dass der
Verfasser etwaige Nachspürer durch unrichtige Angaben über sich auf die
falsche Fährte hätte leiten wollen. Hätte Laetanz gefürchtet, als Verfasser
des Buches zu erscheinen, so würde er jedenfalls dasselbe anonym herausge
geben haben. Und welche Schwierigkeifen musste für Laetanz, falls er aus
Furcht seinen Aufenthalt verheimlichen wollte, nicht allein schon das Unter
nehmen haben, ein so umfangreiches Werk in das Publicum zu bringen, wenn
er wirklich in Bithynien sich, wie Sittl sagt, an die heidnische Welt als
Missionär in einer Zeit der Verfolgung wandte! Ja, wäre es ein kleiner
Tractat, eine Flugschrift, dann könnte man allenfalls an dergleichen denken,
aber ein Werk, das aus ,septem maximis uöluminibus 1 (Epitome, Prooem. 2)
bestand? Sittl ist zu seiner Deutung jener Stellen nur dadurch veranlasst
worden, dass er Laetanz für den Verfasser der Mortes hält, allein ich werde
zeigen, dass dieser jetzt ziemlich allgemeinen Ansicht noch andere Dinge im
Wege stehen als jene beiden Stellen, und lasse diesen wie Meyer ihren ein
fachen und natürlichen Sinn. Laetanz schrieb dieses Stück der Institutionen
und schloss das Werk ab in Gallien, als er wirklich nicht mehr in Bithynien
war. — Ferner bemerkt Sittl gegen die von Meyer gezogene Consequenz,
Laetanz sei schon lange vor des Crispus Ernennung zum Cäsar dessen Lehrer
geworden, dass Laetanz recht wohl Crispus den höheren Unterricht in
Rhetorik und Philosophie nach dessen Ernennung zum Cäsar habe eftheilen
können, ,als er princeps iuuentutis 1 war. Allein ich kann nicht erkennen,
wie dieser letzte Gesichtspunkt für die Frage von Belang sein soll, die
Gründe, die oben gegen die Annahme eines so späten Eintritts des Laetanz
bei Crispus, wobei man nothwendig in das Consulatsjahr desselben kommt,
vorgebracht worden sind, werden dadurch jedenfalls nicht abgeschwächt.
Zu S. 3 f. ist noch der Eintrag in einem Katalog von Bobbio aus dem
10. Jahrhundert: Celii Firmiani Lactantii de opificio dei (Becker, Catalogi
antiqui p. 67 n. 220) hinzuzufügen.