Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 114. Band, (Jahrgang 1887)

Eine Send rata Inschrift aus Gujarat. 
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wäre es schwer zu verstehen, wie ein Fürst, dessen Territorium 
in Gujarat lag, der Vasall eines in Kanara herrschenden Kädamba 
Königs sein konnte. Bis jetzt haben wir wenigstens keinen 
Anhaltspunkt für die Annahme, dass Harivarman und seine 
Vorfahren das westliche Indien bis an die See in ihrer Gewalt 
hatten. Die Namen der in den alten Kädamba Inschriften ge 
nannten Haupt- und Residenzstädte weisen alle auf das Hoch 
land des Dekhan d. h. von Kanara und Maisore, als den Sitz 
ihrer Macht hin. Aus den angegebenen Gründen, besonders 
aus dem zuerst genannten paläographischen, halte ich es für 
wahrscheinlicher, dass die in Nikumbliallasakti’s Schenkung 
gebrauchte Aera die Chedi-samvat ist, dieselbe, nach welcher 
die Nausäri- und Kävi-Inschriften Jayabhata’s IV. datirt sind. 1 
Unter dieser Voraussetzung entspricht das Datum Saiii 446 
dem Jahre 693/694. Die Inschrift fällt somit in die Periode, 
aus welcher die nach derselben Aera datirten Inschriften der 
Chalukya Siläditya - Sryäsraya 670/671—692/693 p. Chr. und 
Pulakesivallabha stammen. 2 Damals war Gujarat südlich 
von der Tapti im Besitze von Chalukya Fürsten, welche 
die Provinz als Vasallen der Könige der Hauptlinie von Ba- 
dämi verwalteten. Das Verhältniss der Sendraka Devasakti 
und Pogili zu Vikramäditya I. und Vinayaditya, die gerade 
in den Inschriften der Chalukya von Gujarat als Ober 
herrn erwähnt werden, lässt es wohl erwarten, dass Sen 
draka Krieger bei der Eroberung von Gujarat betheiligt 
waren und zur Belohnung für die geleistete Heeresfolgc Be 
sitzungen erhielten. Man wird also vermuthen dürfen, dass 
Nikumbhallasakti ein Tälukclär oder Lehnsmann Sryäsraya- 
Siläditya’s war. Hiermit stimmt, dass das verschenkte Dorf 
in den Districten lag, welche von den Chalukya erobert waren. 
Das Dorf Balisa im Bezirke von Treyannä ist höchst wahr 
scheinlich das heutige Wanesa 3 südöstlich von Ten oder Tenä 
1 Siehe meine Abhandlung über die Bagumrä-Inschrift Dadda’s II. Sitzungs- 
ber. der phil.-hist. Classe der k. Akademie der Wissensch. in Wien, 
Bd. CXIV, p. 169. 
2 Loc. cit. p. 181. 
3 Für älteres l tritt im Gujaräti häufig n ein, z. B. in nahän gegenüber 
Maräthi lahän aus Sanskrit laghu, in nUäl für lihiäl, Marvadi lehsad, 
aus Sanskrit lelcliaiälä.
	        
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