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Neil wi rfcli.
gestalt mit den Pflanzenmotiven um die Gleichberechtigung
streiten, phantastischer und lebendiger; sie ist von jenem Geiste
durchdrungen, der auch die Initialen des Antiphonars von
St. Peter in Salzburg so anziehend zu gestalten versteht. Ver
binden sich solche Motive schon auf fol. 55 b zu einem recht
gelungenen Ganzen, so gilt dies in noch höherem Grade von
dem L auf fol. 88 b , an dessen Stamm ein nackter Mann empor
klettert, um dem darunter stehenden Bären zu entgehen, dessen
ei'hobene Tatzen ihn an der Ausführung seines Vorhabens zu
hindern suchen; die ganze Auffassung des Vorganges scheint
sich auf das Streben zu gründen, wirklich Erlebtes hier zu
verwerthen, und greift zu einem Stoffe, der in dem P des
Münchener Evangelistariums aus der Passauer Collegiatkirche
St. Nicolaus theilweise wieder begegnet. Drachen und Schlangen
kommen auf fol. 93 b , 99 b und 102 a in ebenso passender Weise
zur Verwendung, wie sie in Handschriften aus der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts, z. B. im Passionale aus dem
Kloster Zwifalten, begegnet. Der Miniator zeigt sich namentlich
in der Initialornamentik als tüchtigen Zeichner, der Schwung
und Schönheit der Linien hochhält. Seine gedrungenen Menschen
gestalten , deren kräftige Köpfe voll Ausdruck sind, zeigen,
abgesehen von dem Weibe auf fol. 91% bei guter, dem Leben
abgelauschter Bewegung richtige Verhältnisse; Hände und
Füssc sind durchschnittlich natürlich modellirt, während durch
die dem Körper sich mehr anschmiegende Gewandung die
Formen desselben entschieden durchklingen. Unter allen Lam-
baeher Handschriften begegnet hier das beste Verständniss für
die Bedeutung des Lebens und der Natur.
Da alle genannten Denkmäler ausser Codex Nr. 6 und 24
dieselbe mit den Ritualbüchern übereinstimmende Behandlung
der Initialen und farbige Federzeichnung bieten, in Gewand-
und Haarbildung der gleich erfassten Gestalten sich decken
und auch nach den architektonischen Details der guten romani
schen Zeit angehören, darf man wohl annehmen, dass während
der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Kloster Lambach 1
eine Schreiberschule bestand, die vielleicht unter dem Abte
Bernhard sich besonderer Förderung zu erfreuen hatte. Ihre
1 Chronicon breve Lamb. p. 8 erwähnt in Lambach Gottschalk und Haymo.