Zimm ermann. Kant und Comte in ihrem Verhältniss zur Metaphysik.
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Kant unrl Comte in ihrem Verhältniss zur
Metaphysik.
Von
Robert Zimmermann,
wirkt. Mitglied^ der kais. Akademie der Wissenschaften.
Kant und Comte, der Urheber des Kriticismus und jener
der positiven Philosophie, pflegen als diejenigen angesehen zu
werden, welche, der eine in Deutschland, der andere in Frank
reich, der Metaphysik als Wissenschaft im Sinne der alten
Schule ein Ende gemacht haben. Kant selbst bezeichnete die
Metaphysiker seiner Zeit, Wolf und Crusius, insofern sie eine
Wissenschaft vom Sein und Seienden ,aus reiner Vernunft* auf
zustellen sich vennassen, spöttisch als ,Luftbaumeister*. Comte,
wie ich in einer vorangegangenen Abhandlung, die im Jahr
gang 1874 der Sitzungsberichte dieser Classe enthalten ist,
gezeigt habe, fand zwar den Urheber der kritischen Philosophie,
als er ihn zu einer Zeit, da er mit seinem eigenen System
längst fertig war, kennen lernte, immer noch ,trop metaphysique*,
aber erkennt nicht nur zwischen sich und ihm ,eine Menge Be
rührungspunkte* an, sondern er nennt ihn auch denjenigen
Metaphysiker unter allen, welcher der positiven Philosophie ,am
nächsten stehe*. Dennoch bedarf beides der Einschränkung:.
Weder ist Kant mit seiner Aufhebung der Metaphysik als
Wissenschaft so weit gegangen, wie seine neuesten Wiederer-
wecker, die Neokantianer, gegangen sind und ihn gerne gegangen
sein lassen möchten, noch hat der Urheber der positiven Philo
sophie so gering von dem Werth und der Bedeutung der Meta
physik für die Entwicklung wahrer Wissenschaft gedacht, als
seine angeblichen Jünger, die Vertreter der positiven Wissen-
1*