Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 110. Band, (Jahrgang 1885)

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Zimmer mann. 
ihm seine Geringschätzung der copernikanischcn Weltansicht, 
die er für einen abenteuerlichen Einfall erklärt, und sein Fest 
halten , der Gegnerschaft gegen die aristotelische Logik zum 
Trotz, an der aristotelischen Physik und Kosmologie den AVeg. 
Wie die Naturphilosophie in Physik und Metaphysik, so 
zerfallt die Anthropologie in die Lehre vom Menschen als Einzel- 
und in die Lehre von diesem als Gesellschaftswesen. Jene, 
die philosophia humana, hat den Menschen im natürlichen, diese, 
die philosophia civilis, im geselligen Zustande zum Gegenstand, 
daher die erstere von ihm auch kurzweg als Anthropologie, die 
letztere als Politik bezeichnet wird. Insofern der Mensch in 
Leib und Seele, zerfällt die Lehre vom Menschen in Leiblehre 
(Somatologie) und Seelenlehre (Psychologie); wobei unter der 
Seele (psyche) im Unterschiede vom Geist (pneuma) weder ein 
Ausser- oder gar Uebernatürliches, noch ein Unkörperliches 
(Immaterielles), welche beide nach dem Vorangegangenen kein 
Gegenstand der Erfahrung, also auch menschlichen Wissens sein 
können, sondern lediglich ein, verglichen mit der Materialität 
des Stoffes, aus welchem der Leib geformt ist, verfeinertes, 
gleichsam ätherisch gewordenes Körperliches verstanden wird. 
Bacon bezeichnet dieselbe im Gegensatz zu dem von Gott dem 
Menschen eingehauchten Geist (spiraculum) ausdrücklich als 
,Körper', aber im Gegensatz zu dem kalten und dichten der 
unbeseelten Materie als ,dünnen und warmen' Körper. Seele 
und Leib sind daher bezüglich der beiden gemeinsamen Grund 
eigenschaft der Körperlichkeit untereinander verwandt, gleich 
artig, nur hinsichtlich des Besitzes oder Mangels gewisser inner 
halb der Körperlichkeit gegebener (secundärer) Eigenschaften 
(Dichtigkeit, Temperatur u. dgl.) untereinander verschieden, 
ungleichartig, also, da die letzteren nur graduelle Unter 
schiede bezeichnen, auch ixntereinander nicht dem Wesen nach 
(dualistisch), sondern nur dem Grade nach (monistisch) ent 
gegengesetzt. Daraus erklärt sich, wie Bacon, da die Fähigkeit, 
Empfindungen zu haben, erfahrungsgemäss zu den Eigenschaften 
dir Seele gehört, dazu gelangt, diese Fähigkeit als eine all 
gemeine des Körperlichen zu betrachten, d. i. jedem Körper 
element ohne Unterschied die Fähigkeit beizulegen, Perceptionen 
zu haben, und in Folge dessen zu Bewegungen (Anziehungen 
und Abstossungen) veranlasst zu werden. Andererseits aber,
	        
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