Kant und Corate in ihrem Vorlialtniss zur Metaphysik.
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gleichartig ist, d. i. durch den Menschen als Naturwesen, bleibt
von selbst ausgeschlossen. Nicht nur ist der Mensch für die
Erlcenntniss Gottes, sondern auch der Mensch als Naturwesen
ist für den Menschen, insofern dieser Geistwesen ist, ein un
adäquates Medium; andererseits erblickt der Mensch nicht nur
die ganze ihm gegenüberstehende Natur, sondern auch sich
selbst nicht sow T ohl in dem Licht, welches von beiden als
Objecten auf ihn geworfen, als vielmehr in demjenigen, welches
von ihm auf dieselben zurückgeworfen wird. Folge des ersteren
Umstandes ist, dass für den Menschen, wde er thatsächlich in
der Erfahrung gegeben ist, sowohl Gott seinem wahren als er
selbst seinem geistigen Wesen (spiraculum) nach wissenschaft
lich unerkennbar bleiben. Beide sind für denselben zwar
Gegenstände des Glaubens, nicht aber des Wissens; weder
eine philosophische Theologie, noch eine solche Pneumatologie
ist vom Standpunkt des natürlichen Menschen aus als Wissen
schaft möglich. Erstere reicht höchstens aus ,den Atheismus
zu widerlegen', da die Erklärung aus physischen Ursachen der
Ergänzung durch die Zuflucht zur göttlichen Vorsehung bedarf,
nicht aber ,eine affirmative Gotteserkenntniss zu begründen';
letzterer wdrd nicht einmal dieses, d. i. die Widerlegung des
Unglaubens an die Existenz eines immateriellen Geistwesens zu
gestanden. Insofern daher Gott und Geist Gegenstände der Meta
physik sind und diese oben nichts anderes ist als die Wissen
schaft von jenen, wird, wenn die wissenschaftliche Erkenntniss
obiger Objecte aufgehoben wird, dadurch auch Metaphysik als
Wissenschaft aufgehoben und ist demgemäss aus dem globus
intellectualis als Inbegriff und System des menschlichen Wissens
und menschlicher Wissenschaften zu streichen.
Sonach bleibt als dem Menschen zugängliches Object der
Erkenntniss nur die Natur und der Mensch selbst, letzterer je
doch nur insofern er Naturwesen ist, übrig; jene macht den
Gegenstand der Naturphilosophie, diese jenen der Anthro
pologie aus. Der Inbegriff derjenigen Begriffe und Sätze, welche
beiden gemeinsam sind, d. i. welche allen Theilen der Philo
sophie gleichmässig zu Grunde liegen, wie die Begriffe Sein und
Nichtsein, Aehnlichkeit und Verschiedenheit, das Axiom von
der Gleichheit zweier Grössen, die einer dritten gleich sind,
macht, aus beiden herausgehoben und zu einem Ganzen für
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