Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 110. Band, (Jahrgang 1885)

Kant und Comte in ihrem Verhältniss zur Metaphysik. 
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zulegen, gibt es folgerichtiger Weise für den Beobachtungs 
standpunkt nicht. 
Es ist daher ganz im Geiste des Empirismus begründet, 
dass in derjenigen Eintheilung der Wissenschaften, welche der 
Begründer desselben, Bacon, seinem novum organon zu Grunde 
gelegt, und ähnlich der Weltkarte, welche die Eintheilung der 
Erdoberfläche in die dieselbe ausmachenden Länder- und 
Meeresgebiete darstellt, als ,globus intellectualis' bezeichnet 
hat, die Metaphysik als Wissenschaft fehlt, dagegen die obigen 
vom Rationalismus als normative Vernunftwissenschaften cha- 
rakterisirten Disciplinen, die Logik, Ethik und Politik als 
Theile der Anthropologie, und zwar selbstverständlich der 
empirischen erscheinen. Zwar nimmt es sich sonderbar aus, 
dass er bei der Grundeintheilung, nach einer allerdings ziemlich 
willkürlichen Sonderung der verschiedenen Seelenvermögen, 
Poesie, Geschichte und Philosophie nebeneinander reiht, die 
erste der Phantasie, die zweite dem Gedächtniss, die dritte 
dem Verstände (intellectus) zutheilt und dadurch sowohl einer 
seits die Dichtung als eine Art des Wissens zu bezeichnen, 
wie andererseits die Geschichte als Wissenschaft vom Ver 
gangenen der Philosophie als solcher vom Gegenwärtigen oder 
vielmehr, da es sich in derselben nicht blos um das Verständ- 
niss des Gegebenen, sondern um Schlüsse aus diesem auf das 
Zukünftige handelt, vom Künftigen entgegen zu stellen scheint. 
Ebensowenig wird ersichtlich, ob aus dem Grunde, dass Gott, 
Mensch und Natur der Philosophie als Gegenstände zuge 
wiesen werden, dieselben der Poesie und der Geschichte als 
solche abgesprochen werden sollen, oder ob dieselben vielmehr 
der Philosophie mit jenen beiden gemeinschaftlich seien und 
der Unterschied nur darin zu suchen sei, dass die Poesie die 
selben mit der Phantasie, die Geschichte ausschliesslich als 
Gedächtnisssache, die Philosophie allein mit dem Verstände 
zu erfassen bestimmt sei. Weder die Poesie noch die Ge 
schichte wird in der Eintheilung weiter verfolgt, dagegen jene 
der Philosophie nach den drei obigen Gegenständen als objectiven, 
und der Beschaffenheit der von denselben möglichen Einsicht 
als subjectiven Eintheilungsgründen entwickelt. Gegenstand der 
Erkenntniss kann nur entweder das unendliche oder das end 
liche Wesen sein, unter dem letzteren nur entweder das mensch- 
Sitaungsbef. 4. pliil.-hist. CI. CX. ßd. I. Hfl. 2
	        
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