Kant und Comte in ihrem Verhältniss zur Metaphysik.
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zulegen, gibt es folgerichtiger Weise für den Beobachtungs
standpunkt nicht.
Es ist daher ganz im Geiste des Empirismus begründet,
dass in derjenigen Eintheilung der Wissenschaften, welche der
Begründer desselben, Bacon, seinem novum organon zu Grunde
gelegt, und ähnlich der Weltkarte, welche die Eintheilung der
Erdoberfläche in die dieselbe ausmachenden Länder- und
Meeresgebiete darstellt, als ,globus intellectualis' bezeichnet
hat, die Metaphysik als Wissenschaft fehlt, dagegen die obigen
vom Rationalismus als normative Vernunftwissenschaften cha-
rakterisirten Disciplinen, die Logik, Ethik und Politik als
Theile der Anthropologie, und zwar selbstverständlich der
empirischen erscheinen. Zwar nimmt es sich sonderbar aus,
dass er bei der Grundeintheilung, nach einer allerdings ziemlich
willkürlichen Sonderung der verschiedenen Seelenvermögen,
Poesie, Geschichte und Philosophie nebeneinander reiht, die
erste der Phantasie, die zweite dem Gedächtniss, die dritte
dem Verstände (intellectus) zutheilt und dadurch sowohl einer
seits die Dichtung als eine Art des Wissens zu bezeichnen,
wie andererseits die Geschichte als Wissenschaft vom Ver
gangenen der Philosophie als solcher vom Gegenwärtigen oder
vielmehr, da es sich in derselben nicht blos um das Verständ-
niss des Gegebenen, sondern um Schlüsse aus diesem auf das
Zukünftige handelt, vom Künftigen entgegen zu stellen scheint.
Ebensowenig wird ersichtlich, ob aus dem Grunde, dass Gott,
Mensch und Natur der Philosophie als Gegenstände zuge
wiesen werden, dieselben der Poesie und der Geschichte als
solche abgesprochen werden sollen, oder ob dieselben vielmehr
der Philosophie mit jenen beiden gemeinschaftlich seien und
der Unterschied nur darin zu suchen sei, dass die Poesie die
selben mit der Phantasie, die Geschichte ausschliesslich als
Gedächtnisssache, die Philosophie allein mit dem Verstände
zu erfassen bestimmt sei. Weder die Poesie noch die Ge
schichte wird in der Eintheilung weiter verfolgt, dagegen jene
der Philosophie nach den drei obigen Gegenständen als objectiven,
und der Beschaffenheit der von denselben möglichen Einsicht
als subjectiven Eintheilungsgründen entwickelt. Gegenstand der
Erkenntniss kann nur entweder das unendliche oder das end
liche Wesen sein, unter dem letzteren nur entweder das mensch-
Sitaungsbef. 4. pliil.-hist. CI. CX. ßd. I. Hfl. 2