Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 106. Band, (Jahrgang 1884)

Die BantMtigkeit dev Klöster St. Gallen, Reichenau und Petershansen. 
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soll, 1 in prächtiger Weise neu aufgeführt. Wie die Theile des 
daran sich lehnenden Kreuzganges gehören auch ein gleicher 
im Kloster St. Alban und die Krypta von St. Leonhard in 
derselben Stadt der Periode 2 an, in welche der zweite Ausbau 
von Petershausen fiel. Während die Dominikaner- oder Prediger 
kirche in Basel gegenüber jener in Zürich und der Franzis 
kanerkirche daselbst — alle aus der ersten Hälfte des 13. Jahr- 
hundertes — beim Neubau des Chores (1261—1269) bereits 
die Entwicklung der Gotliik 3 zeigt, hat sich in der wahrscheinlich 
um 1256 vollendeten Klosterkirche von Wettingen, einer 
Pfeilerbasilika mit spitzbogigen Archivolten, besonders in den 
östlichen Theilen 4 fast durchaus der romanische Stil erhalten. 
Die äusserst interessante Anlage dieses Klosters, dessen Bauten 
fast gleichzeitig mit denen des Decans Heinrich von Sax in 
St. Gallen und den Restaurationsarbeiten in Reichenau nach 
dem doppelten Brande unter Conrad von Zimmern fallen, 
bietet sehr viel Aehnlichkeit mit dem alten St. Galler Grund 
risse. An die Kirche stossen südöstlich die Sacristei und der 
Capitelsaal, daran südlich das Sommerrefectorium und westlich 
von diesem, ein langer, kühler Keller, über welchem die Woh 
nungen der Mönche lagen, während die südlichen Zimmer dieses 
Flügels zur Aufnahme der Kranken dienten; zwischen diesen 
Theilen liegt der Kreuzgang. Oestlich von diesem Gebäude- 
complex erhob sich ein anderer, rechteckiger, enthaltend Winter- 
refectorium, Küche, darüber Gastzimmer und Abtswohnung, 
Räume für Dienstleute, eine Kammer für Vorräthe und abseits 
in der südwestlichen Ecke das Latrinenhaus. s Dieser zweite 
1 heil der Anlage ist für uns weniger von Belang; aber im 
ersten erscheinen mit geringen Modiiicationen nach Ordensregel 
und Zeitverhältnissen dieselben Grundsätze wiederkehrend, 
die bei dem St. Galler Neubau im 9. Jahrhundert als 
Richtschnur dienten. 
Mit dieser Bezugnahme kehren wir zu dem zurück, von 
welchem wir bei Betrachtung der St. Galler Bauten einst aus- 
1 Kahn, Gesell, d. b. K., p. 212 ff. 
2 Rahn, Gesch. d. b. K., p. 219. 
3 Rahn, Gesell, d. b. K., p. 388 ff. 
. 4 Rahn, Gesch. d. b. K., p. 384. 
Rahn, Gesch. d. b. K., p. 174 ff. Topographia Helv., p. 43. 
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