Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 102. Band, (Jahrgang 1883)

376 
Tupetz. 
wünschte sogar, dass man in die Hauptstädte der Stifter Bremen 
und Magdeburg, sei es mit List oder G-ewalt, Kriegsvolk werfe, 
damit nicht nur das Stift, sondern auch die Stadt in der Hand 
des Erzherzogs sei: der kaiserliche Prinz sollte, wie er es 
ausdrückte, nicht Erzbischof von, sondern zu Magdeburg sein. 1 
Und man braucht nicht etwa zu glauben, dass es dem Fried 
länder mit diesem Rathe nicht ernst war, oder dass er ihn nur 
widerwillig, um bei Hofe nicht unbeliebt zu werden, gegeben 
habe; im Gegentheil, der Anschlag auf die norddeutschen Stifter 
passte ja vortrefflich zu den Plänen auf Erhöhung der Kaiser 
macht, Zurückdrängung des Ständeregimentes, welche, wie man 
sagt, ihn selber beschäftigten. Wenn ganz Deutschland mit 
einem Netze kaiserlicher Besitzungen überzogen war — die 
Besitzungen des minderjährigen Erzherzogs konnten ja wolrl 
für die nächste Zeit als Besitzungen des Kaisers selbst gelten — 
wenn man namentlich auch im niedersächsischen Kreise, in 
welchem nach der Ansicht der kaiserlichen Räthe die Kraft 
von ganz Deutschland enthalten war, festen Fuss fasste, war 
nicht damit die absolute Monarchie auf das Wirksamste vor 
bereitet? Und wenn dies nicht das Ziel Waldstein’s war, wenn 
er sich blos auf die Erhaltung der kaiserlichen Heeresmacht 
und seiner eigenen Stellung an der Spitze derselben beschränkte, 
war nicht auch dafür der Besitz der Stifter, welche den Unter 
halt der kaiserlichen Truppen auf Jahre hinaus sicherstellten, 
von unberechenbarem Werthe? Wie seltsam aber war es, wenn 
die Restitutionen, welche doch von Waldstein’s Gegnern, den 
Ligisten, ausgesonnen worden waren, in ihren Folgen zum 
Nachtheile der eigenen Urheber ausschlugen, wenn durch die 
selben indirect die Pläne desjenigen Mannes befördert wurden, 
den sie von Allen am bittersten hassten und verfolgten! 
1 Waldstein freute sich daher, wie er selbst an Colalto schreibt (13. Juni 
1629; Chlumecky, Reg., Anhang S. 147), als die Magdeburger sich ü® 
zu widersetzen begannen, ,von Herzen 1 ; denn, setzt er hinzu, ,izt habe 
ich causam legitiinam, sie zu bloquieren und also Ihr Majestät werden 
dieser Statt sich recht impatronieren und diesem fornehmen Pas halten 
können 1 . Waldstein war überhaupt den Hansestädten, welche ,des Reichs 
Holländer seien 1 , nicht günstig und hoffte von der Erwerbung Bremen-' 
und Magdeburgs durch den Erzherzog die Sprengung ihres Bundes 
(Schreiben vom IG. Juni 1629; a. a. 0. S. 153).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.