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Wird aber die Cyansäure unter Aufnahme von Wasser zerfallen
in Kohlensäure und Ammoniak, so wird, wenn dieses Ammoniak
frei wird und die Elemente der Kohlensäure hei dem Methylin
Zurückbleiben, das Glycocoll der Galle entstehen können.
Ca 04 + Ca Hi N — Ci N, H. 0 4
Glycocoll.
Wird das Glycocoll als fumarsaures Ammoniak betrachtet, so
lässt sich analog’ das Sarkosin, welches mit Harnstoff ver
bunden, das Kreatin des Fleisches darstellt, als fumarsaures
Methylin betrachten.
C» Os, C 3 Hi Ni HO = C 6 H 7 iV, 0 4
Sarkosin.
Ueber die Möglichkeit der Entstehung von Fumarsäure aus
Caffein bin ich eben in Untersuchung begriffen.
V. Das Caffein, welches besonders auf die Muskelthätig-
keit wirkt, namentlich die des Herzens, indem es im Uebermass
genossen, Zittern und besonders Herzklopfen erzeugt, verdankt
demnach diese seine Wirksamkeit dem Umstande, dass es unter
Aufnahme von Sauerstoff übergeht in Producte die mit Kreatin
und Inosinsäure, den Hauptbestandteilen der Fleischflüssigkeit
entweder identisch, oder doch gleich zusammen gesetzt sind,
wodurch die Ansicht Liebig’s über die Wirkungsweise der Arz
neimittel bestätigt wird.
Dass das Herz, der kreatinreichste Muskel, am meisten
durch genossenes Caffein afficirt wird, erklärt sich von selbst.
VI. Bei Personen, die grösstenteils stickstoffarme Nahrungs
mittel gemessen, bei der armem Volksclasse, die starke und
fettreiche Substanzen geniesst, aus denen sich kein Kreatin,
keine Inosinsäure bilden kann, wird der Genuss caffeinhaltiger
Substanzen bis auf einen gewissen Grad den Mangel an Fleisch
und Fleischbrühe (kreatin- und inosinsäure-haltigen Nahrungs
mitteln) ersetzen. Der Genuss des Kaffeh oder Thee kommt da
her hauptsächlich nur bei Personen vor, die weniger Fleisch
kost und mehr Mehlspeisen geniessen. Nach mehrwöchentlicher
reiner Fleischkost fängt der Kaffeh an zu widerstehen, man
ist kaum im Stande ihn zu geniessen. Merkwürdig ist es und