Wedl. Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
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Anatomische Beobachtungen über Trematoden.
Von dem c. M. Prof. Dr. 0. lVedl.
(Mit 4 Tafeln.)
(Vorgelegt in der Sitzung vom 23. Juli 1857.)
1. Distoma ovatum (Rud.).
Dieser kleine, in frischem Zustande gelbröthliclie Saug
wurm wurde von mir in der Bursa Fabricii bei Scolopax Galli-
nula, Grus cinerea und Fulica atra angetroffen. In dem benannten
Organe wurde er auch von den meisten Beobachtern gesehen, und es
scheint derselbe nur zuweilen in die Bauchhöhle oder in den Eileiter
der Vögel zu gelangen. Das Verhältniss der einzelnen Organe ist
aus Fig. 1 ersichtlich (von der Bauchseite bei durchgehendem Lichte).
Der ziemlich stark gewulstete Mundnapf (fl) schliesst eine trichter
förmige Mundhöhle ein, welche mit dem schlitzförmigen Gange des
Bulbus oesophageus (6) ') in unmittelbarem Zusammenhänge steht.
Der Darmcanal bifurcirt sich gleich hinter dem Bulbus, verläuft
beiderseits in wellenförmigen Excursionen nach rückwärts (ec), um
blind zu endigen; in seinem ganzen Verlaufe habe ich ihn stets mit
einem dunkelkörnigen Inhalte vollgepfropft gefunden, so zwar, dass
der Darm bei dem kleinen Thiere in Form eines gabelig getheilten
Streifens schon für das blosse Auge sichtbar wurde. Der Bauchsaug
napf besitzt beinahe den doppelten Durchmesser des Mundnapfes (d),
wie dies auch Dujardin in seiner Histoire naturelle des helminthes
S. 305 angibt. In erschlafftem Zustande erweitert sich die Eingangs
öffnung des Bauchnapfes so beträchtlich, dass sie das Vierfache des
Diameters von der Eingangsöffnung des erschlafften Mundnapfes
nahezu erreicht. Die Hoden liegen, wie dies v. Siebold (vergl.Anat.
der wirbellosen Thiere S. 143) schon bemerkte, nebeneinander hinter
1 ) ner Bulbus oesophugcus (Schlnndkopf) der Trematoden kann, wie ich dies in meinem
Aufsatze über die Mundwerkzeuge der Nematoden in Bezüg auf deren Speiseröhre
gezeigt habe, als ein Triturations-Apparat bezeichnet werden.
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