Ein geologischer Durchschnitt der Alpen von Passau bis Duino.
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eine untere, die Hallstätter Schichten, und eine obere, die eigent
lichen Cassianer Schichten. Eine derartige Betrachtungsweise recht-
fertigen aber die bisherigen Beobachtungen nicht; sie erlauben nur
die obere Trias der Nordalpen als Ganzes mit der gesummten oberen
Trias der Südalpen in Parallele zu stellen; keineswegs aber die Hall
stätter Schichten ausschliessend als Äquivalent der tieferen, unter den
eigentlichen Cassianer Schichten gelegenen Abtheilung der oberen
Trias der Südalpen zu betrachten.
Wir kommen nunmehr zu dem die Dolomite unmittelbar über
lagernden Scliichtencomplexe, den sogenannten Raibler Schichten.
Schon Boue hat dieselben in seiner so lehrreichen Abhandlung über
die illyrischen Provinzen *) umständlich geschildert, und eine Anzahl
von Fossilien, nach Deshayes durchgehends neue Arten, aus ihnen
abgebildet.
Im Thale von Baibl seihst und auf den ost- und westwärts daran
schliessenden Höhen beginnt nach den Beobachtungen von Foet-
terle, der mir auch das Detailprofil der Scharte, westlich von Raibl
(Fig.4) mittheilte, die Etage der Raibler Schichten mit dunklen,
beinahe schwarzen, dünnblätterigen Schiefern, in denen man platt
gedrückte Exemplare von Ammonites Aon, dann Halobia Lommeli
und zahlreiche Abdrücke von Fischen, darunter Lepidotus suleatus
IIecke 1 3 ) und Pflanzen findet; über diesen Schiefern erst folgen,
mitunter in bedeutender Mächtigkeit vorwaltend bräunlich gefärbte
Mergelkalke und Mergelsehiefcr mit überaus zahlreichen Fossilien,
und zwar weitaus vorwaltend Acephalen, seltener schon Gastropo-
den; darunter alle die in der schon öfter citirten Abhandlung von
Boue abgebiideten Arten. Eine Beschreibung der wichtigsten und
häufigsten dieser Fossilien hoffe ich demnächst veröffentlichen zu
können. Der Umstand, dass einige bezeichnende Arten dieser Schich
ten mit solchen von St. Cassian übereinstimmen, genügt, um auch
sie noch als zur oberen Trias der Alpen gehörig zu erkennen, und
sie mit den Cassianer Schichten, mit denen sie auch in petrographi-
sclier Hinsicht im Allgemeinen übereinstimmen und mit den Muschcl-
marmorschichten von Bleiberg in Parallele zu stellen.
1 ) Memoircs de la Sociele geologique de France Tom. II. p. 43.
2 ) Sitr.nngsb. der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathem.-naturw. Classe,
II. Bd. 1849, p. 177.