Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 20. Band, (Jahrgang 1856)

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IIo chstetter. 
die zackigen, spitzigen Felsgipfel und Felsnadeln, die steilen, senk 
rechten Felswände, Formen, von denen schon v. Hoff sagt (a. a. 0. 
S. 2), dass sie „etwas Abweichendes von denen vieler anderen 
Granite, z. B. des Harzes, desTluiringerwaIdes,des Fichtelgebirges, 
u. s. w.“ haben, dass die Karlsbader Granitberge „mehr den Porphyr 
bergen als den Granitbergen anderer Gegenden“ gleichen. Natürlich, 
weil auch der Karlsbader Granit schon ganz den eigentlichen 
Granitporphyren sich nähert, fast mehr ein Porphyr ist, denn 
ein Granit *). 
Aus dieser Art der Zerklüftung des Karlsbader Granits folgt 
nun schon ein Resultat für den Ort der Quellen ganz im 
Allgemeinen. 
Es kann als erwiesen betrachtet werden, dass die Karlsbader 
Thermen erst am Schlüsse der Tertiärperiode entstanden, und zwar 
unmittelbar nach der Epoche der Basalt-Eruption, welche in die Zeit 
der Braunkohlenbildungen des Falkenau-Elbogner-Beckens fällt, in 
denen man vor-und na ch-basaltische Bildungen mit aller Sicherheit 
erkennen kann. Den Rissen und Sprüngen, die das Gebirge beim 
Ausbruche der ungeheuren Basaltmassen, die wenige Stunden ent 
fernt im Duppauergebirge heissflüssig als Lavaströme emporhrachen, 
und meilenweit alles bedeckten, in allen seinen Theilen erschüttert, 
erhielt, verdanken die atmosphärischen Wasser den Durchgang zu 
den Tiefen, in denen sie ihre hohe Temperatur erhalten, und alle 
die Bestandtheile aufnehmen können, mit denen sie geschwängert an 
die Oberfläche zurückkehren. Wo aber mussten gerade solche tief 
gehende allzeit offene Spalten am ehesten entstehen, die nun für diese 
Wasser, nachdem sie sich im Innern des Gebirges gesammelt, diecon- 
stanten Canäle sind, durchweiche sie auf dem kürzesten Wege wieder 
an die Oberfläche gelangen? Gewiss da, wo die Gesteinsbeschaffenheit 
eben zu solcher Spaltenbildung und zu ihrer fortdauernden Erhaltung 
am geeignetsten war, d. i. im Karlsbader Granit. So ist es erklärlich, 
dass die Quellen gerade aus den Spalten dieses Granits hervortreten, 
der vor allen andern ebenflächig zerklüftet, und seine Klüfte durch 
den Widerstand, den er der Verwitterung entgegengesetzt, offen 
!) Im Karlsbader Grauit, d. h. in seiner feinkörnigen Grundmasse, sind alle 
Gemengtheile, Feldspath, Quarz und Glimmer, porphyrartig in vollkommenen 
Krystallen eingewachsen.
	        
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