Haidinger. Dichroskopische Loupe.
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(Phil. Trans, for 1819) gemacht, doch contrastirte er stets nur
zwei Farben. Arago ? Biot, und mit ihnen Soret betrachteten
den Krystall vor einer im dunkeln Grunde gemachten Lichtöflhung,
auf welcher ein achromatisirtes Doppelspathprisma lag. Letzterer
gelangte auf diese Art zur Darstellung des Trichroismus am Topas.
Aber es fehlte an einer eigenen Vorrichtung, die sich leicht überall
anwenden lie'ss. Diese war nun durch die dichroskopische Loupe
gewonnen. Sie hat seitdem auch in der Förderung der Forschung
seihst schon reichliche Früchte getragen. Ich hoffe im Verfolge der
Zeit der Akademie manche Beobachtungen über den Pleochroismus
der Krystalle, über den Flächenschiller, über den Glanz der Körper
selbst, welche auf der Zerlegung des durchgelassenen oder zurück
geworfenen Lichtes beruhen, vorzulegen. Hier mögen nur ein Paar
Beispiele die Anwendung der dichroskopischen Loupe zeigen.
Lage. Man bringe die Loupe so vor das Auge, dass die zwei
viereckigen Bilder der Blendung übereinander liegen. Man weiss,
dass durch Beflexion von einer horizontalen Glastafel das Licht in
der verticalen Einfallsebene polarisirt ist. Das obere Bild 0 nimmt
sämmtliches in derselben polarisirt zurückgeworfene Licht in sich
auf, und erscheint hell, das untere Bild E erscheint dunkel. Diese
Stellung muss man für alle vergleichenden Untersuchungen bewah
ren. Die Reflexion von einem horizontal gehaltenen Fingernagel
genügt für diese Orientirung.
1. Ein Turmalinkrystall von gelblichbrauner Farbe, durchsichtig,
bei verticaler Axenstellung vor die Objectiv-Öffnung gebracht,
erscheint in dem obern Bilde absolut schwarz, im untern Bilde
zeigt er das schöne durchsichtige Gelblichbraun des Krystalls selbst.
Der Turmalin absorbirt also alles Licht, welches bei dem Durch
gänge durch seinen Krystall in dem Hauptschnitte, also ordinär
polarisirt war, und lässt nur extraordinär also senkrecht auf den
Hauptschnitt polarisirtes hindurch.
Entgegengesetzt diesem altbekannten Krystalle wirkt bei ver
ticaler Axen-Stellung der Andalusit. In diesem Falle ist das obere
Bild hellgrünlichweiss, das untere dunkelblutroth. Der extraordinäre
Strahl ist also mehr absorbirt als der ordinäre.
2. Man streiche mit einem glatten Messer die hochcitronen-
gelben Krystall-Schuppen des Jodbleies auf eine mattgeschliffene
Glasfläche so glatt wie möglich auf. Die Oberfläche wird fettartig