Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1. Band, (Jahrgang 1848)

Haidinger. Dichroskopische Loupe. 
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(Phil. Trans, for 1819) gemacht, doch contrastirte er stets nur 
zwei Farben. Arago ? Biot, und mit ihnen Soret betrachteten 
den Krystall vor einer im dunkeln Grunde gemachten Lichtöflhung, 
auf welcher ein achromatisirtes Doppelspathprisma lag. Letzterer 
gelangte auf diese Art zur Darstellung des Trichroismus am Topas. 
Aber es fehlte an einer eigenen Vorrichtung, die sich leicht überall 
anwenden lie'ss. Diese war nun durch die dichroskopische Loupe 
gewonnen. Sie hat seitdem auch in der Förderung der Forschung 
seihst schon reichliche Früchte getragen. Ich hoffe im Verfolge der 
Zeit der Akademie manche Beobachtungen über den Pleochroismus 
der Krystalle, über den Flächenschiller, über den Glanz der Körper 
selbst, welche auf der Zerlegung des durchgelassenen oder zurück 
geworfenen Lichtes beruhen, vorzulegen. Hier mögen nur ein Paar 
Beispiele die Anwendung der dichroskopischen Loupe zeigen. 
Lage. Man bringe die Loupe so vor das Auge, dass die zwei 
viereckigen Bilder der Blendung übereinander liegen. Man weiss, 
dass durch Beflexion von einer horizontalen Glastafel das Licht in 
der verticalen Einfallsebene polarisirt ist. Das obere Bild 0 nimmt 
sämmtliches in derselben polarisirt zurückgeworfene Licht in sich 
auf, und erscheint hell, das untere Bild E erscheint dunkel. Diese 
Stellung muss man für alle vergleichenden Untersuchungen bewah 
ren. Die Reflexion von einem horizontal gehaltenen Fingernagel 
genügt für diese Orientirung. 
1. Ein Turmalinkrystall von gelblichbrauner Farbe, durchsichtig, 
bei verticaler Axenstellung vor die Objectiv-Öffnung gebracht, 
erscheint in dem obern Bilde absolut schwarz, im untern Bilde 
zeigt er das schöne durchsichtige Gelblichbraun des Krystalls selbst. 
Der Turmalin absorbirt also alles Licht, welches bei dem Durch 
gänge durch seinen Krystall in dem Hauptschnitte, also ordinär 
polarisirt war, und lässt nur extraordinär also senkrecht auf den 
Hauptschnitt polarisirtes hindurch. 
Entgegengesetzt diesem altbekannten Krystalle wirkt bei ver 
ticaler Axen-Stellung der Andalusit. In diesem Falle ist das obere 
Bild hellgrünlichweiss, das untere dunkelblutroth. Der extraordinäre 
Strahl ist also mehr absorbirt als der ordinäre. 
2. Man streiche mit einem glatten Messer die hochcitronen- 
gelben Krystall-Schuppen des Jodbleies auf eine mattgeschliffene 
Glasfläche so glatt wie möglich auf. Die Oberfläche wird fettartig
	        
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