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Reissek. Über die Fasergewebe des Leines etc.
Das correspondirende Mitglied D. S. Reissek berichtet das
Ergebniss einer Reibe von Untersuchungen, welche derselbe über die
Fasergewebe des Leines, des Hanfes, der Nessel und Raumwolle
in anatomischer, chemischer und technischer Beziehung angestellt
hatte, und wobei vorzüglich die Entwickelungsgeschichte dieser
Gewebe, dann die Veränderungen, welche sie hei ihrer Verarbeitung
erleiden, im Auge behalten wurden.
Die Entwickelungsgeschichte, der Bau und die Veränderungen
der Fasergewebe sind wesentlich verschieden, je nachdem sie ent
weder Bastgewebe sind, wie heim Leine, dem Hanfe und der Nessel,
oder Haargewebe wie bei der Baumwollstaude.
Die Hauptresultate für die Bastgewebe sind folgende:
1. Die Fasern des Leines, Hanfes und der Nessel sind Zellen,
welche frei in Intercellulargängen zwischen Rinde und Cambium sich
bilden, und durch Absetzung von Cellulose in Gestalt einer die Wand
des Intercellularganges auskleidenden Membran entstehen.
2. Die Entwickelungsgeschichte der Bastzellen ist dieselbe, wie
jene der Milchgefässe, und letztere sind nichts als Bastzellen, welche
in verschiedenen Theilen des Pflanzengewebes zerstreut sind, aber
zwischen Rinde und Cambium eine besonders starke und regelmässige
Schichte bilden.
3. Die ausgebildete Flachs- und Hanffaser wird durch vollstän
dige Ausfüllung der Höhlung solid und verliert das Ansehen einer
Zelle.
4. Die Veränderungen der Faser beim Rösten, Dörren, Brechen,
Schwingen, Schlagen, Reiben, Hecheln, Spinnen, Zwirnen, Weben
und Bleichen, so wie bei der Papierbereitung sind bloss mecha
nische, die chemische Beschaffenheit bleibt unverändert.
5. Die Wirkung der Röste besteht in einer Auflockerung und
tlieilweisen Zerstörung der Rinde und des Cambiums, in Folge dessen
die leichtere Ablösbarkeit der Bastschichte vom Holzkörper ermög
licht wird. Durch das Brechen wird der Holzkörper von dem Baste
entfernt, durch das Schwingen die Überreste der Rinde und des
Cambiums abgelöst. Durch das Hecheln werden die Bastbündel
gespalten und verfeinert.
6. Bei der Papierbereitung werden die Fasern zerstückt, zer
franst und zermalmt und in eine feinfaserige und flockige, mittelst
Flüssigkeit sich verfilzende, und in Blätter und Platten leicht zu