Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1. Band, (Jahrgang 1848)

durch galvanische Telegraphen. 
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der damit verbundene Zeiger an eine der zu beiden Seiten befind 
lichen Glocken ansclilägt, und wechselt man sodann plötzlich den 
Strom, so wird der Zeiger an die entgegengesetzte Glocke an 
schlagen. Der Augenblick dieses Anschlages ist der Zeitpunkt, auf 
dessen Angabe die geographische Längenbestimmung beruht. Die 
Zeit, welche die Nadel braucht, um von der einen Glocke zur 
andern zu gehen, lässt sich mit Hülfe einer Feder, welche an die 
Axe des Ringes sanft drückt, und mit Hülfe einer mikrometrischen 
Schraube mehr oder weniger gespannt werden kann, reguliren. 
Man kann somit bewirken, dass diese Zeit eine beliebige Grösse 
erlangt, z. B. genau eine Secunde beträgt. Daher kann man wegen 
der ungeheueren Geschwindigkeit der Elektrieität, welche die 
grössten Wege auf der Erde in einer für uns ganz unmerklichen 
Zeit durchläuft, bewirken, dass die Nadel an einem entfernten Orte, 
z. B. in Prag, in einem beliebigen Momente an die Glocke schlägt. 
Dieser Augenblick in Wiener und in Prager Zeit bestimmt, gibt 
die Längen-Differenz beider Orte. Man kann hier mit der Genauig 
keit viel weiter gehen, als bei Blickfeuern, wo die Zeitbestimmung 
nach Herrn Director Kreil’s Schätzung kaum auf 0,4 Secunden 
genau ist. Bei den galvanischen Apparaten ist es möglich, sehr 
viele Beobachtungen hinter einander in kurzer Zeit zu machen, was 
die Genauigkeit des Resultates erhöht. 
Wir haben von Wien aus drei telegraphische Dratbleitungen 
zu Gebote, die nach Prag, Cilli und Pressburg. Mit diesen lassen 
sich eine Menge interessanter Fragen über die Fortpflanzung der 
Elektrieität beantworten. Diese sollen nach und nach vorgenommen 
werden. So lässt sich die Leitungsgüte der Erde, das Gesetz der 
Abnahme der Stromstärke an unseren Leitungen in der Wirklichkeit 
erproben. Der Herr Vice-Präsident erwähnte hiebei noch der 
eigentümlichen vortheilhaften Einrichtungen der Staats-Telegra 
phen, namentlich des Correspondenz-Buches. 
Der Secretär bemerkte, dass es zur scharfen Messung der 
galvanischen Ströme sehr erwünschlich wäre, in den Besitz einer 
guten Sinus-Boussole zu kommen, wie solche nach Poggendorff's 
Angabe in Berlin verfertiget werden. Um höchstens 300 fl. Hesse 
sich eine solche anschaflen; er stelle daher den Antrag, die 
Classe möge sich hierwegen in der nächsten Gesammtsitzung an 
die Akademie wenden.
	        
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