Full text: Die Staatsbahn von Wien bis Triest mit ihren Umgebungen

erstern finden wir ein großes, ebenerdiges Vestibul, von Säulen getragen, mit Sei⸗ 
tenbehaͤltnissen für Manipulation und Feilschaften, dem Eingange gegenüber die 
Cassen. Zwei breite Seitentreppen, die eine für die ankommenden, die andere für 
die abgehenden Reisenden bestimmt, führen zur Personenhalle und zu den Wartfälen. 
Die erstere hat die Länge von 62, die Breite von 14 und in der Mitte die Hoöhe 
oon 7 Klafter; in der Halle liegen 4 Geleise, die auf 400 Klafter außer dersel⸗ 
ben fortlaufen und zwei große Drehscheiben. Die Ausdehnung des gedeckten Rau⸗ 
mes macht es moͤglich, hier viele Waggons unterzustellen, ohne daß der Dienst 
oder der Verkehr des Publicums, dem zwei breite Seitengaͤnge offen gehalten 
iind, im Mindesten beirrt würde. 
Das Merkwuͤrdigste ist hier die Dachung der gewaltigen Breite von 86 
Fuß von Auflags⸗ zu Auflagspunct, ohne Zwischenstuͤtzen; sie mahnt an die be⸗ 
vunderten Decken Palladio's im Arsenale zu Venedig, doch ist ihre Verstrebung 
die hoöͤchst sinnreiche Combination des dermaligen Staats⸗ Eisenbahn-Inspectors 
Moritz Loͤhr, ungeachtet der seit Jahren bewaͤhrten Tragkraft, einfach und leicht, 
jedenfalls um Vieles zierlicher, als das massenhafte Gebälke der Docks in der 
dagunenstadt. 
Der Raum unter der Halle, mit starken, von 10 Pfeilern getragenen Krenz⸗ 
gewoͤlben, enthäͤlt das Postbureau, Manipulations-⸗Localitäten, Magazine u. d. gl., 
und ist zum Theil an Geschaͤftsleute verpachtet. 
Die Wasserstation befindet sich 400 Klafter außerhalb der Personenhalle. 
Die Schwierigkeit, auf dem erhöhten Terrain das für den Verkehr so vieler Zuͤge 
nöthige Wasser beizuschaffen, veranlaßte die Gesellschaft im Jahre 1841 zum Ver⸗ 
suche, einen artesischen Brunnen zu bohren; es gelang nach mühevoller, durch 5 
Jahre fortgesetzter Arbeit, nachdem die Tiefe von 1024 Klafter erreicht war. 
Der Brunnen liefert täglich 1500 Eimer Wasser, doch eignet sich dieses nicht zur 
Speisung der Locomotive, weßhalb von der Staatsregie eine Roͤhrenleitung aus 
der quellenreichen Gegend von Meidling angelegt wurde. 
Für die Beleuchtung des Bahnhofes, all' seiner Appertinenzen und der 
Maschinenfabrik ist —XV den Gebäuden liegenden Ga⸗ 
ometer gesorgt. 
Von den uͤbrigen Bahnhöfen ist dem Baustyle nach der ausgezeichnetste 
ener zu Baden, dem eine Aufdämmung von mehr als 3 Klafter Höhe zur Grund⸗ 
lage dient; besonders zierlich ist seine, auf 36 gußeisernen Säulen ruhende Halle. 
Eine Erhoͤhung des Terrains mittelst Anschotterung war auch in der ganzen Aus⸗ 
dehnung des Bahnhofes zu Neustadt nöthig, die Herstellung seiner Gebäͤude aber 
mit großen Kosten verbunden, weil wegen des Sumpfbodens saͤmmtliche Funda⸗ 
mente auf Pilotenroste gelegt werden mußten. Dagegen ergaben sich Abgrabun⸗ 
gen beim Bahnhofe zu Mödling. — Sehr betraͤchtlich waren die Bauführungen 
für die Endstation Gloggnitz. Es mußte diese mit der am entgegengesetzten User
	        
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