Full text: Die Staatsbahn von Wien bis Triest mit ihren Umgebungen

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ducte der Krausel-Klause, einer tiefen, die Felsen in Keilform spaltenden 
Schlucht; mit 3 Bogen des untern und 6 des obern Stockwerkes, hat er die 
Laͤnge von 46 Klafter, die groͤßte Höhe von 115 Fuß. Unmittelbar hinter ihm 
öffnet sich der 180 Klafter lange, im Halbmesser von 150 Klafter gekrümmte 
Tunnel beim Bollers, zum größten Theil gewölbt, auf 37 Klafter durch festes 
Gestein gebrochen, das sich über ihm wohl noch 50 Klafter hoch in senkrechten, 
zottigen Massen aufthürmt. 
Wenn Etwas uns im Glauben zu bestärken vermag, das Weltwunder der 
schwebenden Gärten zu Babylon sei mehr als ein Gebild der uüppigen Fabelwelt 
des Orients gewesen, so ist es der nun folgende Viaduct der kalten Rinne; 
der bescheidene Name ist schlecht gewählt, ein Thal von so ansehnlicher Breite zu 
bezeichnen, dessen Umwallung ein Bau von 97 Klaftern Länge und der gewal—⸗ 
tigen Höhe von 144 Fuß, mit 4 Bogen der untern und 10 der Spannweite von 
46 Fuß des obern Geschosses verbindet; es liegt auf ihm das Gepraͤge ernster 
Majestät, das die nun immer zunehmende Einsamkeit der Gegend um Vieles 
tteigert. 
Von allen monumentalen Werken, welche die Bergbahn schmücken, ist dieser 
Viaduct unstreitig das küͤhnste, und so Manchem, der, als die Trace an beiden 
Bergseiten bereits bezeichnet war, von einem ihrer Endpuncte zum andern hin— 
uͤber blickte, und tief unten die schon angehaͤuften Werkstuͤcke gewahrte, hat die 
Vermessenheit des Vorhabens, den Zwischenraum in so schwindelnder Höhe zu 
üͤberbrücken, ein ungläubiges Lächeln entlockt. Das Problem ist nun durch den 
herrlichen Bau gelöst, dessen schlanke Pfeiler und Woͤlbung, an sich hoöchst male⸗ 
risch, sich von dem Grunde der rückwaͤrts liegenden Waldberge abheben. Wem es 
aber nicht klar werden will, daß auch des Menschen Werk jenes an Schauer gren⸗ 
zende Staunen hervorbringen koönne, das uns beim Aublick großartiger Natur⸗ 
scenen uͤbermannt, der blicke ganz unten im Thale, innerhalb der Sehne des im 
Halbmesser von 106 Klaftern gekrümmten Viaductes empor, wenn uͤber die Zin⸗ 
gen der anscheinend so leichten, luftigen Bogenstellungen ein Bahnzug mit Stur⸗ 
meseile dahin braust. 
Der breite, fast baumlose Adlitz⸗Graben zeigt uns abermals ein Via⸗ 
duct von 80 Klafter Länge und von 75 Fuß Höhe, mit 8 einfachen Bogen von 
je 48 Fuß Spannweite, ihm zur Seite eine ganz aus Quadern erbaute Stützmauer von 
minder riesigen Dimensionen. Nun folgt der 200 Klafter lange, gewölbte und ganz 
gerade Tunnel des Weberkogels, und diesem nach kurzem Zwischenraum der Tun⸗ 
nel durch den Wolfsberg, ebenfalls geradlinig 234 Klafter lang. Ueber den 
23 Klafter messenden Viaduct des Kärnthner Kogels mit 3 Bogen gelangen wir 
zum vorletzten Souterrain, das, 106 Klafter lang und im Halbmesser gekrümmt, 
den gleichen Namen führt.
	        
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