Full text: Nuntiatur des Germanico Malaspina, Sendung des Antonio Possevino

XIII 
Erzherzog Karls ernannte. Stradella stammte aus Fivizzano in der Tos¬ 
cana, war Augustiner-Eremit, Generalprokurator seines Ordens, seit 1575 
Bischof von Nepi und Sutri und galt als hervorragender Prediger. Auf 
dem Wege nach Graz starb er aber noch in Italien bei seinen Verwandten 
am 27. August 1580. 2 ~) 
Wenige Taxje nach dem Eintreffen der Todesnachricht in Rom 
bestellte Gregor XIII. den Marchese Germanico M alaspina zum 
Nuntius in Graz. Die im Juni für Stradella ausgestellte Instruktion 
wurde ohne Änderung auf Malaspina umadressiert und auf den 5. Sep¬ 
tember umdatiert. Am folgenden Tag wurden die Kredenzbriefe an Erz¬ 
herzog Karl, Erzherzogin Maria und den Hofvizekanzler Schranz aus¬ 
gefertigt. 28 ) 
Vor allem war es nach der Instruktion die Aufgabe Malaspinas, 
Erzherzog Karl in jeder Umsicht gegen die religiösen Forderungen der 
evangelischen Stände zu stützen und die Widerrufung der bereits bewil¬ 
ligten Religionskonzessionen zu erreichen. In der Regierung und am Hofe 
sollten die Protestanten durch verläßliche Katholiken ersetzt werden; die 
schon seit langem währenden Streitereien der inner österreichischen Re¬ 
gierung sowohl mit dem Patriarchen als auch mit dem Kapitel von 
Aquileia sollten beigelegt und der häretische bambergische Vizedom in 
Kärnten, Hans Friedrich Hoffmann, der energische Führer der inner¬ 
österreichischen Protestanten, entfernt werden. Schließlich wurde Mala¬ 
spina noch mit der leidigen V skokenfrage, die für viele Jahrzehnte die 
österreichisch-venezianischen Beziehungen belastete, und mit der Sorge 
um die Befestigung der Türkengrenze, wofür der Papst bedeutende 
Summen zur Verfügung gestellt hatte, mitbefaßt. Damit ist gegenüber den 
früheren Nuntien, die in Graz nur m i t akkreditiert waren und vornehm¬ 
lich kirchliche Angelegenheiten zu betreiben hatten, eine wesentliche Er¬ 
weiterung des Aufgabenkreises erfolgt: Neben die kirchlichen Probleme 
traten nun auch politische und, mit der Türkengrenze, in einem gewissen 
Sinne auch militärische. Von einer zeitlichen Begrenzung der Tätigkeit 
Malaspinas ist in den betreffenden Schreiben nichts zu finden; nur an¬ 
läßlich der Abberufung Malaspinas 1584 glaubten viele — und die 
Häretiker hielten es für sicher —, daß kein neuer Nuntius geschickt 
würde. 28 ) Gregor XIII. bestimmte aber bereits vor der Versetzung Mala¬ 
spinas an den Kaiserhof den Bischof von Bertinoro, Giovanni Andrea 
Caligari, der früher Nuntius in Polen war, als Nachfolger Malaspinas 
21 ) Rainer, Quellen zur Geschichte der Grazer Nuntiatur, S. 75. 
28 ) Nr. 1 und 2. 
29 ) Reichenberger, Nuntiaturberichte Hfl, S. 458, Anm. 1.
	        
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